Kurze Lernfrequenzen und Praxisbezug: Erfahrungen aus einem E-Learning Projekt

Welche Besonderheiten hat das Setting „Krankenhaus“?

Bei dem gemeinsamen E-Learning Projekt mit meduplus sollten die Chancen und Herausforderungen bei der Implementierung von E-Learnings im Krankenhausumfeld evaluiert werden.

In dem Projekt zeigte sich, dass ein kurzes Microlearning zum Coronavirus eine viel höhere Absolventenquote hatte als eine längere Schulung zum Thema Händehygiene. Deshalb möchten wir die folgenden strategischen Erkenntnisse zur Implementierung von E-Learnings, die aus dem Projekt gezogen werden können, gerne hier teilen.

Warum bieten sich E-Learnings im Krankenhaus an?

Fachkräftemangel / Digitalisierung
Seit vielen Jahren herrscht im deutschen Gesundheitswesen ein Fachkräftemangel.
Kliniken müssen ihre Prozesse digitalisieren, um den wachsenden Herausforderungen standzuhalten und konkurrenzfähig zu bleiben. Dies betrifft in hohem Maße auch den Bereich der Fort- und Weiterbildung. Das digitale Lernen eröffnet im Klinikumfeld erhebliches Potenzial – schon allein in Bezug auf die Ressourceneinsparung.

Lebenslanges Lernen in der Medizin
Lebenslanges Lernen ist ein fundamentaler Aspekt für die Arbeit im Krankenhaus – ÄrztInnen und Pflegekräfte sind verpflichtet sich regelmäßig fortzubilden. Nur so kann die Qualität der Arbeit sichergestellt werden.

Flexibilität
Gerade im Krankenhausumfeld liegen daher die zentralen Vorteile des E-Learnings auf der Hand: Zeit im Klinikumfeld ist knapp und die Belastung der Mitarbeitenden ist hoch. Daher bieten zeitlich und örtlich flexible Lernmodelle Möglichkeiten Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu entlasten.

Aktualität
Der Wissensstand in der Medizin ändert sich fortwährend. Besonders wichtig für Schulungen im klinischen Umfeld ist daher die Aktualität. Lerninhalte sind im E-Learning stets aktualisierbar. Eine schnelle Adaption an veränderte Bedingungen ist so möglich und es kann z.B. im Fall von Ausbrüchen in der Einrichtung das gesamte Personal schnell und gezielt geschult werden.

Dokumentation
Die Dokumentation ist zentral und vereinfacht. Abteilungsleitungen erhalten jederzeit einen schnellen Überblick zum Lernstand des Personals.

Kosten
Nicht zuletzt sind aufgrund des geringeren Organisationsaufwandes und durch den Wegfall erheblicher Kostenblöcke wie Reisekosten, Materialkosten etc. auch die gesamten Fortbildungskosten i.d.R. niedriger.
Viele Gründe also, die dafür sprechen sich mit dem Thema E-Learning im
Krankenhausumfeld im Detail auseinanderzusetzen.

Was gilt es im Setting „Krankenhaus“ zu beachten?

Kurze Lernfrequenzen
Kleine Lernpakete lassen sich besser in den Alltag von Krankenhaus-Angestellten integrieren

Praxisbezug
Akute Themen, die eine hohe praktische Relevanz für die Teilnehmenden haben, lassen sich leichter über ein E-Learning schulen. Bei regelmäßigen Hygieneschulungen bspw. zum Thema Händehygiene hat sich die Präsenzschulung im Klinikumfeld etabliert, hier ist die Umstellung auf ein E-Learning schwieriger.

Zeit einräumen
E-Learnings sind ort- und zeitunabhängig – trotzdem muss man sich entsprechend Zeit nehmen! Eine mögliche Weiterbildungsstrategie seitens des Arbeitgebers wäre ein monatliches Zeitkontingent für Weiterbildung für alle Angestellten. Die Absolvierung dieser könnte durch ein Teilnahmezertifikat an den Arbeitgeber auch formal bestätigt werden.

„Lern“-Hintergrund berücksichtigen
Im Krankenhaus sind Berufsgruppen unterschiedlichster Hintergründe angestellt. Man kann davon ausgehen, dass Personen mit einer langen Bildungs- und Lernbiografie (wie bspw. ÄrztInnen) eigenständiges Lernen leichter fällt als Menschen mit einem anderen Ausbildungshintergrund.

Technik
Auch in Bezug auf die Technik bringt das Krankenhausumfeld einige Besonderheiten mit sich – nicht alle Berufsgruppen haben gleichermaßen Zugang zu Computern. Falls ein E-Learning durch ein privates Endgerät durchgeführt werden soll, ist hier mitzudenken, wie dies als Arbeitszeit verrechnet wird. In der Ausgestaltung von E-Learning ist zusätzlich darauf zu achten, dass eine Krankenhaus-IT auf Grund hochsensibler (Patienten-)daten viele Restriktionen mit sich bringt, sodass einige Inhalt (z. B. YouTube-Videos) gesperrt sein können.

Art der Ansprache
Zu Guter Letzt konnten wir in dem Projekt die Erfahrung sammeln, dass eine persönliche Ansprache per E-Mail zu einer höheren Absolventenquote führte. Dies gilt insbesondere, wenn die Teilnehmenden auch dazu aufgefordert wurden das Teilnahmezertifikat ihren Führungskräften vorzulegen.

Fazit

Das gemeinsame Projekt zeigt uns, dass E-Learnings in der Klinik bereits heute trotz der Hürden, die das Umfeld aktuell noch mit sich bringt, von den Mitarbeitenden angenommen werden.

Ist die Relevanz des Themas hoch, so werden die Online-Angebot (auch ohne Verpflichtung von Seiten des Arbeitgebers) in Anspruch genommen. Besonderheiten in der Ansprache der einzelnen Berufsgruppen sind für künftige Projekte zu berücksichtigen.

Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, v.a. in Hinsicht auf Zugang zu Online-Inhalten, Arbeitszeiten- und Ausgleichsregelungen wird zu einem Abbau der Hürden führen, mit den Mitarbeitende im Klinikumfeld derzeit konfrontiert sind und die Annahme von E-Learning-Angeboten durch Klinikangestellte fördern.