Validierungsstudie: Neue Sensortechnologie für bessere Händehygiene
HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum liefert den Praxisblick für das NosoEx Patientenzonen-Monitoring der GWA Hygiene GmbH in einem Kooperationsprojekt mit der HARTMANN GRUPPE
Mit einer kameralosen, sensorbasierten Technologie will die GWA Hygiene GmbH, Partner der HARTMANN GRUPPE, die Händehygiene-Compliance im Krankenhaus erhöhen. Das Forschungsinstitut HTK hat die Daten der neuen Technologie nun in einem realitätsnahen Patientenzimmer validiert.
Projektteam für das gemeinsame Forschungsvorhaben
Wie gut sich bereits jetzt mit den NosoEx-Daten Aussagen über die Händehygiene-Compliance treffen lassen, haben HTK und GWA Hygiene anwendungsnah untersucht.
V. l.: HTK-Projektteam mit Dr. Marcus Grohmann, Thomas Hilgart und Lena Schomakers, sowie von der GWA Hygiene GmbH CTO Marcel Walz und CEO Tobias Gebhardt. Bildrechte: HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum GmbH
Eine gute Händehygiene-Compliance gehört zu den wichtigsten Pfeilern in der Krankenhaushygiene, denn über die Hände des medizinischen Personals werden die meisten Krankheitserreger und damit auch Infektionen übertragen. Während bisher vor allem Hygienefachkräfte anhand stichprobenartiger Compliance-Beobachtungen feststellen, wie gut die Händehygiene umgesetzt wird, will das NosoEx Patientenzonen-Monitoring der GWA Hygiene GmbH die Händehygiene-Compliance nun mithilfe einer automatisierten Lösung erfassen.
Das innovative System registriert zum einen den Desinfektionsmittelverbrauch durch Sensoren am Spender, zum anderen soll das Modul dank Deckensensoren die Tätigkeiten im Bereich der Patientenumgebung erkennen und daraufhin die Notwendigkeit einer Händedesinfektion ableiten – die Indikation. Neben der Bewegung in dem Patientenbereich werden noch der Geräuschpegel, Temperatur, das Umgebungslicht sowie weitere Umgebungswerte registriert. Viele wichtige Datenpunkte also, die nicht nur die Indikationen der Händehygiene identifizieren sollen, sondern eines Tages auch das smarte Patientenzimmer bereichern werden.
Visualisierung der NosoEx-Patientenzone
In der Patientenzone befinden sich die Sensoren an Desinfektionsmittelspendern, der Zimmerdecke und auch das medizinische Personal trägt Transponder. Bildrechte: GWA Hygiene GmbH
Realitätsnahe Situationen zur praxisgerechten Validierung
Soweit das Ziel. Doch welche praktischen Situationen im Patientenzimmer kann der Algorithmus bereits korrekt erfassen? Bemerkt er typische Hygienefehler im Klinikalltag? „Als anwendungsorientiertes Forschungsinstitut betrachten wir innovative Technologien stets in dem Umfeld, in dem sie auch eingesetzt werden sollen. Dieser wissenschaftlich fundierte Praxis-Check offenbart immer wieder Optimierungspotentiale, die in kontrollierten Umgebungen nicht aufgefallen wären. Mit unseren Ergebnissen lassen sich die Produkte viel besser auf den Markteintritt vorbereiten, sodass die Entwicklungslücken nicht erst beim Endkunden sichtbar werden“, erläutert Dr. Marcus Grohmann, Projektleitung Angewandte Bioanalytik und Immunologie beim HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum.
Mit seiner Prozesskenntnis der Abläufe in Krankenhäusern konnte das Bamberger Forschungsinstitut das Studiendesign des kooperativen Projekts mit der GWA Hygiene GmbH und der HARTMANN GRUPPE optimal ergänzen. Für die Tests hat das interdisziplinäre Unternehmen die realitätsnahe Projektumgebung im SkillsLab der Bamberger Akademien aufgesetzt. Das Zimmer verfügt über ein Videosystem, das die Simulation zeitgleich mit dem Sensorsystem aufzeichnet. Ein ausgebildeter Krankenpfleger und Modellpatienten haben verschiedene pflegerische Tätigkeiten wie Pulsmessen und Blutabnehmen simuliert. Anhand der Videoaufnahmen konnten die Erkennung der spezifischen Indikationen zur Desinfektion validiert und in der Begleitdokumentation protokolliert werden. Diese Daten helfen bei der weiteren Entwicklung der innovativen Technologie.
Wie können die NosoEx-Daten die Händehygiene-Compliance verbessern?
Die derzeitige Methode zur Beobachtung der Händehygiene-Compliance hat einige Einschränkungen. Neben dem personellen Aufwand gibt es auch eine Verzerrung im Verhalten der Pflegekräfte aufgrund der Beobachtung, den sogenannten ‚Hawthorne-Effekt‘. Er beschreibt, dass Personen sich anders verhalten, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden.
„Deshalb ist es notwendig, eine anonyme und automatisierte Erfassungsmethode einzuführen. Genau das wird mit dem NosoEx Patientenzonen-Monitoring erreicht. Das gemeinsame Forschungsprojekt mit dem HTK gibt uns wichtige Hinweise für den bevorstehenden Start der Systemlösung“, erklärt Tobias Gebhardt.
Marcel Walz fügt hinzu: „Unsere Lösung bietet eine Vielzahl von Sensoren, um Gesundheitseinrichtungen den Weg zum smarten Patientenzimmer zu ebnen. Neben der Hygiene können verschiedene Prozesse rund um das Bett und im smarten Krankenhaus von morgen analysiert werden. Die Sicherheit der Patienten und die Entlastung des Klinikpersonals stehen dabei im Mittelpunkt.“
Übergeordnetes Ziel ist die Erweiterung des smarten Patientenzimmers. Im Idealfall lassen sich durch das Patientenzonenmonitoring die Compliance-Raten für die Händehygiene erhöhen. Auch als Warnsystem könnte das Monitoring dienen, wie bei Stürzen oder beginnendem Delir.
„Als Impulsgeber und Lösungsanbieter im Gesundheitswesen sehen wir viel Potential, auch durch digitale Innovation die Patientensicherheit zu erhöhen. Daher befürworten und unterstützen wir die Validierung des NosoEx-Patientenzonen-Monitorings“, erklärt Thomas Kant, Digital Venture Architect bei der BODE Chemie GmbH, ein Unternehmen der HARTMANN GRUPPE.
Datenauswertung im Skills Lab der Bamberger Akademien
In dem kooperativen Forschungsvorhaben haben das HTK, HARTMANN und GWA Hygiene das NosoEx Patientenzonen-Monitoring im modellierten Patientenzimmer getestet, um die Daten anwendungsorientiert zu validieren.
V. l.: Dr. Marcus Grohmann, Projektmanager beim HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum; Marcel Walz, CTO GWA Hygiene GmbH. Bildrechte: HTK Hygiene Technologie Kompetenzzentrum GmbH